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Gipfelsturm aufs Rubihorn

Endlich ist der Sommer jetzt auch bei uns im Allgäu angekommen. Am Donnerstag hatten wir nachmittags rekordverdächtige 30° C in Immenstadt. Dazu wehte ein kräftiger Föhn von der Alpensüdseite zu uns herüber. Ideale Voraussetzungen für eine kleine feierabendliche Bergtour.

Brücke im Gaisalptobel. Foto: Silke HertelDas dachten sich auch Silke, Sandra, Julia und ich, so dass wir uns spontan dazu entschieden, unsere Arbeit um 16:30 Uhr niederzulegen und nach Reichenbach bei Oberstdorf zu fahren, um von dort aus das Rubihorn zu erklimmen. Nachdem alle ihre Schuhe geschnürt hatten, ging es um zehn nach fünf los. Dank des Tourenplaners von outdooractive.com wussten wir, dass die Strecke mit 5,2 km zwar nicht besonders lang sein würde, es aber knapp 1100 Höhenmeter zu bewältigen galt. Laut Wanderbeschilderung mussten wir mit 3:15 h Aufsteigszeit rechnen. Wenn wir noch bei einigermaßen guten Sichtverhältnissen zurück im Tal sein wollten, mussten wir uns also beeilen. Schnellen Schrittes durchwanderten wir den Gaisalptobel mit seinen rauschenden Wasserfällen und hatten schon bald die Untere Richteralpe erreicht.

Weg zur Unteren Richteralpe. Foto: Patrick KüpperWer es gemütlicher angehen lässt, kann hier ein erstes Päuschen einlegen und sich auf der schönen Sonnenterrasse eine Erfrischung gönnen. Wir aber stürmten, ohne uns lange aufzuhalten, über den immer steiler werdenden Wanderweg weiter in Richtung Gipfel. Bald wechselten sich seilversicherte Felspassagen und Gebirgsbachüberschreitungen im Minutentakt ab, was uns zwar einiges an Konzentration abverlangte, aber genau das war, was wir nach einem Acht-Stunden-Tag vor dem Computer gebraucht hatten. Als wir nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit den herrlich klaren Gaisalpsee vor uns liegen sahen, wussten wir nach einem Blick auf das outdooractive.com-Höhenprofil, dass wir schon zwei Drittel der Strecke geschafft hatten. Zeitlich weit unter dem Soll, dachte die eine oder andere von uns schon an einen Sprung ins erfrischend kühlende Nass.

Gratwanderung zwischen Gaisalphorn und Rubihorn. Foto: Patrick KüpperWir beließen es aber bei einer kurzen Pause und machten uns anschließend an den finalen Aufstieg zum Gipfel. Nach einer flachen Passage am Ufer des Sees führte der Weg schon bald wieder steil bergauf. Als mir der von der Stirn heruntertropfende Schweiß schon wieder die Sicht zu nehmen drohte, sah ich bei einem Blick nach oben keine zehn Meter von uns entfernt etwas Weißes hinter einem Fels weghuschen. Als wir die Stelle erreicht hatten, schaute ich mich um, konnte aber nichts entdecken. Plötzlich rief Silke: „Schaut mal, Gemsen!“ Und tatsächlich! Links von uns sprang eine kleine Gruppe Gemsen den Hang hinauf und gab dabei ein so elegantes Bild ab, als würde ihnen der steile Anstieg nicht die geringste Mühe machen. Euphorisiert durch die unverhoffte Begegnung mit den schönen Tieren erklommen wir im Zickzack die felsige Südostwand des Rubihorns.

Gipfelfoto auf dem Rubihorn. Foto: Silke HertelAm schmalen Sattel zwischen dem Rubihorn und dem südlichen Nachbargipfel des Gaisalphorns erwartete uns erstmals die spektakuläre Aussicht, für die wir den anstrengenden Marsch auf uns genommen hatten. Hoch über dem Illertal zu unserer Linken waren es jetzt nur noch einige Minuten gemütlichen Auf und Abs bis zum Gipfelkreuz. Nach etwas mehr als zwei Stunden nach unserem Aufbruch in Reichenbach stand Julia um Viertel nach sieben als erste von uns Vieren auf dem Rubihorngipfel. Wie wir es uns erhofft hatten, wurden wir von einem gigantischen Ausblick empfangen. Während wir im Osten rechts neben dem Gipfel des Nebelhorns auch das markante Felsdreieck des Hochvogels sehen konnten, fiel der Blick gen Süden auf die zahlreichen immer noch schneebedeckten Berge des Allgäuer Hauptkamms. Im Südwesten, wanderte das Auge bis ins Kleinwalsertal, das links vom Großen Widderstein und rechts vom Hohen Ifen eingerahmt wird. Von Westen her wärmte uns die abendliche Sonne, wodurch sich die Nagelfluhkette als wellenförmige Silhouette dunkel vor dem hellen Himmel abzeichnete. Nach Norden schließlich sahen wir über das Illertal hinweg in die weite grüne Hügellandschaft des Alpenvorlandes, an dessen Rand der Grünten wie ein urzeitlicher Wächter über der Landschaft thront.

Sonnenuntergang am Gaisalpsee. Foto: Patrick KüpperEine gute halbe Stunde ergötzten wir uns an dieser Kulisse, während uns heftige Föhnböen die schweißnassen Klamotten trocken pusteten. Danach machten wir uns an den Abstieg, denn so schön es am Gipfel auch gewesen war – am nächsten Morgen erwartete uns ein ganz normaler Arbeitstag. Da Silke unbedingt noch ein Bad im Gaisalpsee nehmen wollte, sagte sie uns zwischendurch für kurze Zeit „Servus“ und legte ihren alpinen Turbogang ein, um schneller am Wasser zu sein. Als ausgebildete DAV-Fachübungsleiterin für Hochtouren eine routinierte Bergsteigerin, erreichte sie das Ufer so schnell, dass sie, als wir anderen dort ankamen, ihr Bad bereits beendet hatte. Während des restlichen Abstiegs erfreuten wir uns noch an einem einzigartigen Sonnenuntergang über der Nagelfluhkette und erreichten um 22:10 Uhr gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit unser Auto in Reichenbach.

Wer die Tour nachgehen möchte, findet sie natürlich hier auch auf outdooractive.com.

Kommentare

  • Von Tourentipp am 14.10.2010 11:24

    Naunspitze SW-Kante – Naunspitze 1633 m – Kaiser-Gebirge…

    ich habe zu diesem bestimmten Thema gesucht für etwa eine Stunde, ich bin froh, dass ich es auf ihrer Webseite gefunden habe!…

  • Von Bergfreunde am 18.02.2011 13:28

    Rubihorn ueber Bachtlrinne und Westflanke…

    Ich lese häufig Ihr Blog und finde es immer sehr interessant. Dachte, es sei an der Zeit, ich lasse Sie das mal wissen, machen sie weiter mit ihrer großartigen Arbeit…

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