News & Hintergründe rund um outdooractive.com

One Day Hike – 24 Stunden, 125 km und 2000 hm

Ein Mammut- oder Megamarsch kann schon jeden an seine Grenzen bringen. Doch was passiert, wenn man zur Distanz noch einige Höhenmeter hinzufügt? Outdooractive Community-Mitglied Patrick möchte sich der Herausforderung stellen, in 24 Stunden, 125 km und ca. 2000 hm quer durch die Fränkische Schweiz und das Fichtelgebirge zu laufen. Outdooractive wird ihn bei seinem Projekt „One Day Hike“ begleiten.

Wir hatten die Gelegenheit, mit Patrick während seiner Vorbereitung über seine Motivation und die Herausforderungen beim Projekt One Day Hike zu sprechen.

Outdooractive: Hallo Patrick! Wir freuen uns sehr, heute mit dir über dein Projekt sprechen zu können. 125 km in 24 Stunden zu laufen, ist schon eine ganz schöne Herausforderung. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Patrick: Eigentlich war es eine Schnapsidee. In meiner Clique sind alle etwas verrückt. Vor allem, wenn es um das Thema Wandern geht. Wir machen bei allem mit: Megamarsch, Mammutmarsch und solche Geschichten. Für mich war es leider berufsbedingt immer schwierig, bei einem dieser Events dabei zu sein.

Anm. d. Red.: „Megamarsch“ und „Mammutmarsch“ bezeichnen besonders extreme Wanderveranstaltungen im deutschsprachigen Raum. Ziel ist es, eine vorher festgelegte Strecke in einer bestimmten Zeit zurückzulegen. Bekannte Distanzen sind zum Beispiel 50 km in 12 Stunden oder 100 km in 24 Stunden.  

Ein Freund und ich befinden uns schon länger im Wettstreit. Wir stacheln uns seit der Kindheit immer wieder gegenseitig an und wollen immer höher, schneller oder weiter kommen. Wir sind bei jedem Blödsinn am Start. Dieser Freund hat vor ein paar Jahren am Mammutmarsch in München mitgemachtund wollte dort 100 km in 24 Stunden absolvieren. Leider musste er den Marsch frühzeitig abbrechen. Seitdem ließ mich der Gedanke, so etwas selbst zu machen, nicht mehr los. Letztes Jahr haben wir gemeinsam bei einem Megamarsch mitgemacht – bei 37 °C im Schatten. Die Hitze ist uns und unserem gesamtem Team zu Kopf gestiegen und wir mussten den Marsch vorzeitig beenden. Aber wir haben gemerkt, dass wesentlich mehr drin ist.

Patrick Wagner

Normale Megamärsche verlaufen durch verhältnismäßig flaches Gelände. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag es, wenn es schön auf und ab geht. Deshalb kam mir eines Nachts die Idee: „Das mache ich anders!“ Ich habe mich, vor dem Entschluss ein eigenes Event zu organisieren, nochmal umgehört und genauer informiert. Schnell habe ich herausgefunden, dass es derzeit nichts mit derselben Distanz und mehr Höhenmetern gibt. Ich möchte aber beweisen, dass es möglich ist. Und so ist dann aus der Schnapsidee ein Projekt geworden.

„Ich muss einfach raus und nirgendwo anders kann man so gut den Kopf abschalten. Ich könnte mir nie vorstellen, einen Urlaub nur im Hotel zu verbringen.“

Outdooractive: Bei diesen Extremwanderveranstaltungen kommt es stark auf das Team an, das einen unterstützt. Wer unterstützt dich bei deinem Projekt und was genau hast du bisher geplant?

Patrick: Der One Day Hike 2021 wird komplett von mir allein organisiert. Die Agentur onecepto Marketing unterstützt mich bei der Suche nach Sponsoren und bei der medialen Begleitung am Eventtag. Zusätzlich bekomme ich Hilfe von der Bergwacht Bayreuth. Einige Mitglieder laufen voraus, um potenzielle Gefahren wie Äste aus dem Weg zu räumen, andere unterstützen bei den Checkpoints und gewährleisten die medizinische Versorgung. Der Rest der Crew besteht aus Freunden und Familienmitgliedern, die sich ebenso um die Checkpoints kümmern. Zusätzlich habe ich noch fünf Etappenbegleiter.

Geplant ist, innerhalb von 24 Stunden eine 125 km lange Strecke durch die Fränkische Schweiz und das Fichtelgebirge zu laufen. Wir hatten ursprünglich einen Termin im Mai. Den mussten wir nun leider Corona-bedingt verschieben. Der neue Termin ist nun im Herbst und wir hoffen, dass das Event dann stattfinden kann. Höchster Punkt am Anfang ist der Ochsenkopf (1024 m). Zum Ende sind noch der Buchstein und der Schamelsberg als interessante Steigungen zu erwähnen.

Starten werden wir irgendwann am Vormittag, den genauen Zeitpunkt werden wir noch festlegen. Meine Pacer laufen immer mindestens 25 km mit.

Anm.d.Red.: Ein Pacer, auch als Tempomacher bekannt, ist ein Läufer, der unabhängig von seinem eigenen Erfolg im Wettkampf für eine bestimmte Renngeschwindigkeit sorgt.

Zusätzlich gibt es noch ein Team, das 30–40 Meter vorausläuft und die Strecke schon mal kontrolliert. Es kann immer zu Hindernissen, wie Steinschlag kommen. Deswegen habe ich mir vier Alternativstrecken überlegt, auf die ich im Notfall zurückgreifen kann. Es freut mich auch total, dass die Bergwacht Bayreuth ein extra Team zur Verfügung stellt.

Outdooractive: Bis zum Herbst ist es nicht mehr lange und bisher war es bestimmt nicht so einfach, im Team zu trainieren. Wie bereitest du dich auf den One Day Hike vor?

Patrick: Richtig trainieren war zu Beginn schwierig. Ich konnte mich nur in einem Radius von 15 km rund um Bayreuth bewegen. Auch mit dem Team zu trainieren oder uns abzustimmen, war nicht möglich. Deshalb ging es mir am Anfang vor allem darum, den Körper an die Dauerbelastung zu gewöhnen und darum, die Regenerationszeit zu verkürzen. Da die Kitas während des Lockdowns geschlossen hatten, habe ich mit meinem kleinen Sohn hinten auf dem Rücken angefangen zu trainieren. Zu Beginn noch kleine Runden um Bayreuth. Mir war es wichtig, mehrmals die Woche ca. 25 km am Stück zu laufen.

Sobald wieder mehr drin ist, fange ich an, Distanz, Zeit und Geschwindigkeit langsam zu steigern und vor allem werde ich mit dem Nachttraining beginnen. Speziell hier ist es wichtig, dass alle Teammitglieder perfekt aufeinander abgestimmt sind. Durch eine Unachtsamkeit können gerade nachts sehr leicht Unfälle passieren. Um dem vorzubeugen, benötigt das Team ein intensives Training. Ich muss mich nachts auf meine Vorläufer verlassen können. Sie kontrollieren die Strecke und informieren mich über mögliche Hindernisse und Gefahrenstellen. Darüber hinaus muss ich mich natürlich mit meinen Pacern abstimmen. Es liegt noch viel vor uns.

Patrick unterwegs mit seinem Sohn

Outdooractive: Dein Lauf unterscheidet sich von anderen Mammutmärschen durch die Höhenmeter. Was sind besondere Herausforderungen, wenn es auch mal steil bergauf geht?

Für mich persönlich muss ich beachten, dass die gesamte Strecke des One Day Hike mit Wanderstiefeln der Kategorie 3 (Lowa Index) zu absolvieren ist. Das bedeutet: Die Strecke darf nicht zu alpin werden, aber kann schon etwas steiler und robuster sein. Konkret nutze ich dafür je nach Wetterlage den Lowa Explorer Mid GTX bzw. Lowa TICAM 2 GTX (bei Dauerregen), dessen hoher Schaft mich vor dem Umknicken bewahren soll. Des Weiteren muss ich darauf achten, trotz der Steigungen, nicht zu viel Grundtempo zu verlieren.

Um Unfälle beim Laufen zu vermeiden, ist es auch besonders wichtig, dass ich mich auf meinen eigenen Rhythmus konzentriere. Aufgrund der Checkpoints habe ich aber die Möglichkeit, Sonderequipment für die Nachtstrecke erst später aufzunehmen. Dadurch spare ich Kraft durch weniger Gewicht im Rucksack. Powerbank, Stirnlampen, Verpflegung und natürlich auch die Trinkblasen werden abschnittsweise gewechselt. Ansonsten heißt es an der Steigung: Feuer frei und Tempo machen. 

„Eigentlich war es eine Schnapsidee. In meiner Clique sind alle etwas verrückt. Vor allem, wenn es um das Thema Wandern geht.“

 Outdooractive: Was fasziniert dich am Wandern und welche Erfahrungen konntest du mit solchen Strecken bereits sammeln?

Ich muss einfach raus und nirgendwo anders kann man so gut den Kopf abschalten. Ich könnte mir nie vorstellen, einen Urlaub nur im Hotel zu verbringen. Auch als Kind zog es mich immer nur raus an die frische Luft. Mit meinem Opa bin ich schon mit 4 Jahren wandern gegangen – auch gleich 25 km. Zum Beispiel im Rahmen der damaligen Volkswandertage, bei denen man spezielle Porzellanfiguren geschenkt bekam.

Im professionellen Bereich konnte ich bisher noch keine Erfahrungen sammeln. Allerdings bin ich privat ständig unterwegs und und habe auch bereits Mehrtagestouren absolviert. 125 km an einem Tag bin ich noch nie gelaufen, aber darin liegt jetzt ja auch die Herausforderung.

Outdooractive: Können andere Community-Mitglieder auf Outdooractive deine Strecke ansehen und deinen Fortschritt ggf. begleiten?

Ja klar, die gesamte Strecke wird auf meinem Outdooractive-Account veröffentlicht, sobald ich alle Etappen durchgelaufen und aufgezeichnet habe. Derzeit ist der genaue Streckenverlauf noch nicht ganz klar.

Einen kleinen Vorgeschmack könnt ihr euch aber schon auf meinem Profil ansehen: ODH Teilstrecke Creußen nach Bayreuth.

Meinen Fortschritt und auch das Event selbst könnt ihr über Social Media verfolgen. Auf Instagram unter @wanderfreunde_oberfranken und auf Facebook unter One Day Hike @odh2021 zu finden. Sofern es der Empfang zulässt, planen wir eventuell kleine Live-Übertragungen und Updates an den Checkpoints. Außerdem begleitet uns ein Kamerateam, das einen Kurzfilm über das Event produziert.

Outdooractive: Patrick, vielen Dank für das Interview und wir wünschen dir viel Erfolg für den One Day Hike.

Mehr über den One Day Hike 2021 erfahrt ihr in den nächsten Wochen auf unserem Blog.

Ihr Kommentar

Alle Felder mit Sternchen (*) sind Pflichtfelder. Ihre E-Mail wird nicht veröffentlicht.