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Wer nicht wandert, hat die Welt noch nicht gesehen.

Outdooractive Community-Mitglied Christian ist leidenschaftlicher Wanderer und Filmemacher. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen teilt er viele seiner Abenteuer mit der Outdooractive Community und über seinen YouTube-Kanal.  

Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm über seine Leidenschaft für Weitwanderungen und seine aktuellen Projekten zu sprechen. 

Outdooractive: Du bist viel unterwegs und hast auch schon einige schöne Touren auf der Outdooractive Plattform veröffentlicht. Was war deine letzte Weitwanderung? 

Christian: Zuletzt war ich auf Madeira. Dort überquerte ich die Insel von Osten nach Westen, insgesamt ca. 120 km und gute 6.000 hm. Ich muss sagen, die mystische, farblich vielfältige und nebelverhangene Landschaft auf Madeira hat mich schwer beeindruckt.

Ich bin verwundert, dass es Madeira bisher noch nicht unter die Top-Fernwander-Destinationen geschafft hat. Zumindest habe ich noch keine Liste mit Top-Fernwanderwegen in Madeira entdeck. Meines Erachtens könnte das daran liegen, dass Madeira offiziell, bis auf die Inselüberquerung, keinen namentlich benannten Fernwanderweg ausweist. Obwohl man recht einfach mehre Tagesetappen zu einem kombinieren könnte. 

Outdooractive: Wenn wenig Weitwanderungen bekannt sind, ist es bestimmt nicht so einfach, sich an anderen Erfahrungen zu orientieren. Wie planst du deine Weitwanderung? 

Christian: Was ich mir immer vor einer Wanderung ansehe, ist die Länge der Wegstrecke samt Höhenmetern und die dafür benötigte Zeit. Dabei hilft mir die Outdooractive App ungemein, weil sie sehr einfach zu bedienen ist und alle Funktionen bietet, die ich zur Vorbereitung benötige.

Aufbauend auf diesen Basisinformationen, schätze ich dann, wie viel Wasser und Nahrung ich für die einzelnen Tagesetappen benötige und wo ich meine Vorräte wieder auffüllen kann. 

„Wie überall im Leben beginnt man am besten klein und steigert sich langsam. Mit der Zeit kommt dann auch die Erfahrung und das Know-how für längere Touren. Mein Motto zum Einstieg: Die Angst oder Bedenken umarmen!“

Outdooractive: Oft beeinflussen uns gute oder auch schlechte Erlebnisse, die wir auf einer Wanderung machen. Sicher hattest du bereits von beidem genügend. Was war bisher dein einprägsamstes positives Erlebnis? 

Christian: Wenn ich so zurückdenke, fallen mir viele positive Erlebnisse ein. Das einprägsamste Erlebnis hatte ich wohl bei der Umrundung des höchsten Berges in Österreich, dem Großglockner in den Hohen Tauern.

Als ich eines Morgens nach einer durchfrorenen Nacht aus dem Zelt gekrochen bin und versuchte, mich aufzuwärmen, erglühte plötzlich der Gipfel des Großglockners in einem fast schon surrealen, gold-orangen Licht. Bei diesem majestätischen Anblick wurde mir im Moment von innen heraus warm und ich fühlte mich zutiefst mit der rauen Bergwelt verbunden. Ich war sogar so ergriffen, dass ich meine Kamera vergaß und das passiert mir nicht oft.  

Outdooractive: Hattest du auch negative Erlebnisse, die du nicht vergessen kannst? 

Christian: Zum Glück hatte ich bisher nur sehr wenige negative Erlebnisse. Eines blieb mir jedoch in Erinnerung. Vor ein paar Jahren hatte ich mich mit einem Bekannten zu einer Bergtour verabredet. Wir kannten uns von einer gemeinsamen Laufgruppe und ich hatte konditionell einen sehr guten Eindruck von ihm. Da er immer derjenige war, der ein doch anspruchsvolles Tempo vorgab, nannten wir ihn „Drill Sergeant“.

Als ich ihm von meiner geplanten Tour erzählte, war er sofort Feuer und Flamme und so trafen wir uns gleich am nächsten Tag. Meine ersten Zweifel begannen, als er in enganliegenden Chinos und mit leichten Laufschuhen bekleidet zum Treffpunkt erschien. Da nur eine mittelschwere Tagesetappe geplant war und wir beider voller Vorfreude waren, verwarf ich vorerst meine Zweifel.

Diese kamen aber wie ein Bumerang wieder, als wir gemeinsam den Gipfel erreichten und er zitternd sowie völlig durchnässt neben mir stand. Trotz des ständigen Lauftrainings war er zudem aufgrund der massiven Höhenmeter körperlich bereits im Grenzbereich angekommen. Die Folge war, dass wir unseren Gipfelsieg nicht auskosten konnten und ihm bereits vor dem Abstieg graute. Seit diesem Erlebnis ist mir umso mehr bewusst, wie wichtig das richtige Equipment und die richtige körperliche Vorbereitung sind.  

„Wer nicht wandert, hat die Welt noch nicht gesehen. Ich kann jeder und jedem Interessierten nur dazu raten, sofort mit dem Weiterwandern zu beginnen. Ich glaube nirgendwo anders kann man so gut abschalten und seine alltäglichen Probleme und Sorgen hinter sich lassen.“

Outdooractive: Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Wie bereitest du dich körperlich auf Touren und vor allem auf Extremsituationen vor? 

Christian: Auf Touren bereite ich mich durch mein eigens zusammengestelltes Ausdauer- und Krafttraining vor. Auf Extremsituationen kann man sich nur schwer vorbereiten. Mir hat es – vor allem am Anfang – geholfen, viel theoretisches Wissen über das richtige Verhalten in Extremsituationen anzusammeln.

Mir fällt dazu beispielsweise das richtige Verhalten bei Gewitter in den Bergen ein. Dazu gibt es tolle Vorträge auf dem YouTube-Kanal des österreichischen Alpenvereins. Natürlich darf die Notfallausrüstung bestehend aus Biwaksack und Erste-Hilfe-Kit nicht fehlen. Wenn man dann noch auf einen kleinen Flachmann gefüllt mit einem zumindest 16 Jahre alten schottischen Islay Whisky zurückgreifen kann, kann meines Erachtens nichts mehr schief gehen :-).  

Outdooractive: Welche persönlichen Sicherheitsvorkehrungen triffst du außerdem? 

Christian: Ich habe immer mein kleines und superleichtes GPS-Satelliten-Kommunikationsgerät dabei. Solche Geräte sind in der Anschaffung gar nicht so teuer – Kostenpunkt ca. 300 Euro – , können aber in Extremsituationen Leben retten. Zudem bin ich im täglichen Kontakt mit meiner Familie. Mein Sohn verzichtet nur ungern auf seine Gutenachtgeschichte und ich nicht auf die motivierenden Worte meiner Tochter. Zu guter Letzt will sich meine Lebensgefährtin davon überzeugen, dass ich auch wirklich am Berg bin 🙂  

„Der Sonnenaufgang in den Bergen ist wohl eines der eindringlichsten Erlebnisse, die man bei Wanderungen erleben kann.“

Outdooractive: Du bist viel allein unterwegs. Stört dich das nicht? Vermisst du nicht andere Menschen?  

Christian: Zum größten Teil bin ich allein unterwegs. Das war jedoch nicht von Anfang an so geplant. Vielmehr hat sich das im Laufe der Zeit so ergeben. Das Wandern allein hat jedenfalls auch seine Vorteile. Ich kann dabei mein eigenes Tempo bestimmen, kann mir ausrechend Zeit für meine Filmaufnahmen nehmen und meine eigenen Wege beschreiten. Aber eigentlich ist man beim Wandern nie wirklich einsam, sondern begegnet gleichgesinnten Menschen aus aller Welt. Mit einigen bin ich nach wie vor in regem Austausch, was mein Leben ungemein bereichert.  

Outdooractive: Welche war bisher deine herausforderndste Weitwanderung? 

Christian: Meiner Meinung nach bringt jede Wanderung ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Was mir aber sehr herausfordernd in Erinnerung blieb, war zum einen meine Wanderung durch das Ogliastra-Gebirge auf Sardinien und zum anderen die allseits bekannte Tour du Mont Blanc. In Sardinien machten mir vor allem die Hitze und Wassernot zu schaffen. Wenn man gute fünf Liter am Tag trinkt aber kein einziges Mal seine Notdurft verrichten muss, kann man sich vorstellen, wie schweißtreibend diese Tour war :-).

Bei der Tour du Mont Blanc waren es hingegen die 185 km und mehr als 11.000 hm, welche ich in acht Tagen mit doch recht schwerem Gepäck samt Filmequipment bewältigte. Trotz bleierner Füße und steifem Rücken war die Tour du Mont Blanc ein herausragendes und fast schon spirituelles Erlebnis.  

Outdooractive: Gerade die bleiernen Füße und die Belastung schrecken viele Wander-Fans ab, eine Weitwanderung zu machen. Was würdest du Menschen raten, die es dennoch mal ausprobieren wollen? 

Christian: Wer nicht wandert, hat die Welt noch nicht gesehen. Ich kann jeder und jedem Interessierten nur dazu raten, sofort mit dem Weiterwandern zu beginnen. Ich glaube nirgendwo anders kann man so gut abschalten und seine alltäglichen Probleme und Sorgen hinter sich lassen. Zudem ist wandern die natürlichste Art der Bewegung und sehr gesund.

Wichtig sind jedoch die ausreichende Vorbereitung und Planung der Tour, das richtige Equipment und schließlich die erforderliche körperliche Konstitution. Wie überall im Leben beginnt man am besten klein und steigert sich langsam. Mit der Zeit kommt dann auch die Erfahrung und das Know-how für längere Touren. Mein Motto zum Einstieg: Die Angst oder Bedenken umarmen!

Outdooractive: Wie können wir uns einen typischen Wandertag von dir vorstellen? Hast du bestimmte Tagesrituale? Wie weit wanderst du täglich im Durchschnitt? 

Christian: Ich stehe jedenfalls immer vor Sonnenaufgang auf. Der Sonnenaufgang in den Bergen ist wohl eines der eindringlichsten Erlebnisse, die man bei Wanderungen erleben kann. Diese Momente versuche ich stets, mit meiner Kamera einzufangen. Erst danach gibt es Frühstück. Anschließend mache ich mich auf den Weg und es wird erstmal gewandert.

Sollte ich ein schönes ruhigen Plätzchen finden, mache ich auch gerne mal eine Meditation, da es mir in den Bergen am einfachsten fällt, loszulassen und mich von einschränkenden Gedanken zu befreien. Da das Filmen ein wesentlicher Bestandteil meiner Wanderungen ist, halte ich unterwegs immer Ausschau nach mächtigen Berg-Panoramen. 

Wie weit ich täglich wandere, hängt von der Witterung und vor allem von den zu bewältigenden Höhenmetern ab. Generell bin ich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs. Oft baue ich mein Zelt erst auf, wenn die Sonne bereits untergangen ist.  

Outdooractive: Wieviel Gepäck hast du normalerweise dabei? 

Christian: Da ich immer mein recht schweres Filmequipment dabeihabe und es bei Fernwanderungen meines Erachtens sehr wichtig ist, mit möglichst leichtem Gepäck unterwegs zu sein, nehme ich nur das absolut Notwendigste mit.

Das heißt auch für eine Mehrtageswanderung besteht mein Gepäck nur aus der notwendigen Verpflegung, Zelt, Schlafsack, Isomatte, Regenponcho, Powerbank, 2x Unterwäsche, 2x Socken, 2x T-Shirt, eine Hose und witterungsabhängig Jacken in den unterschiedlichsten Ausführungen, zum Beispiel einer Hybridjacke für mäßiges Wetter bis hin zu einer Daunenjacke, wenn ich im Winter unterwegs bin.

Bei längeren Touren kann es dann schonmal vorkommen, dass ich meine Kleidung unterwegs an einem Fluss oder einem Wasserfall wasche. Das gehört zu einem großen Abenteuer dazu. 

Outdooractive: Was ist davon für dich das wichtigste Equipment unterwegs? 

Christian: Kurz gesagt, mein Filmequipment. Das erlaubt mir zwei Hobbies miteinander zu verbinden. Achja und natürlich mein ultra leichtes Stativ, das ich zugleich als Wanderstock verwende. Somit benötige ich nicht noch extra Wanderstöcke und spare zugleich Gewicht. 

„Sollte ich ein schönes ruhigen Plätzchen finden, mache ich auch gerne mal eine Meditation, da es mir in den Bergen am einfachsten fällt, loszulassen und mich von einschränkenden Gedanken zu befreien.“

Outdooractive: Wer viel läuft, muss viel essen. Wie ernährst du dich unterwegs? 

Christian: Die Ernährung während einer Weitwanderung ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Sofern es Hütten entlang meiner Route gibt, greife ich oft und gerne auf deren Angebot zurück. Das wirkt sich dann auch positiv auf das Gewicht meines Gepäcks aus. Oft ist es aber auch notwendig, sich selbst zu versorgen. Dann achte ich auf energie- und vitaminreiche Ernährung soweit möglich ohne künstliche Zusatzstoffe. Meistens bestehen meine Essenrationen aus viel Trockenfrüchten, Nüssen und in Öl eingelegtem Fisch.

Auf längeren Strecken lässt es sich aber vor allem in Hinblick auf das Gewicht nicht immer vermeiden, auf gefriergetrocknetes Instant Food zurückzugreifen. Dieses Instant Food hat neben seinem geringen Gewicht auch den Vorteil, dass es sehr schnell und einfach zubereitet werden kann. Am liebsten sind mir die selbstgemachte Müsliriegel meines Bergfreunds Bernhard. Er ist immer auf der Suche nach lokalem Berg-Superfood, wie wilde Braunhirse oder wilder Amarant, welche er in seine Kreationen integriert.  

Outdooractive: Du meintest ja bereits, dass du ein Zelt dabeihast. Bevorzugst du es, im Zelt zu schlafen oder übernachtest du auch manchmal in Hütten?  

Christian: Grundsätzlich bevorzuge ich das Zelt, da dieses meiner Meinung nach mehr Freiheit und Erlebnis bietet. Es ist schon toll, wenn man in der Früh einfach den Zipp aufmachen und den Sonnenaufgang an einem besonderen, selbst ausgewählten Plätzchen erleben kann. Das Wildcampen ist jedoch nicht überall erlaubt. Deshalb sollte man sich immer vorab erkundigen, wo und in welcher Form das Wildcampen möglich ist. Oft kann man – in Abstimmung mit dem Hüttenwirt – auch an entlegeneren Stellen in der Nähe einer Hütte sein Zelt aufschlagen. 

Outdooractive: Hast du bereits Pläne für dein nächstes Abenteuer?

 Christian: Pläne gibt es ohne Ende. Grundsätzlich schweben mir Weitwanderungen auf jedem Kontinent vor. Was ich jedenfalls so schnell wie möglich umsetzen möchte, ist der Annapurna Circuit im nepalesischen Himalaya, der Huayhuash-Trek in Peru und den Laugavegur in Island. Aus dem Laugavegur ist leider dieses Jahr, aufgrund der anhaltenden strengen Einreisebestimmungen in Island, nichts geworden. Bei den Anderen hoffe ich noch auf Unterstützung durch Sponsoren. Dieses Jahr mach ich auf jedenfall noch eine Weitwanderung in den Südtiroler Dolomiten und freue mich schon riesig darauf.  

Outdooractive: Vielen Dank Christian für die informativen Einblicke. Wir wünschen dir ganz viel Spaß in den Südtiroler Dolomiten.

Christians Touren kannst du dir auf der Outdooractive Plattform ansehen.

Hier geht’s zu seinem Profil.

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