Transalpine Run 2021: Unsere Sonja gewinnt die Gesamtwertung der Master Women
Am 4. September ging es los – 450 Trailrunning-Teams aus über 22 Nationen standen in den Startlöchern für den 16. DYNAFIT Transalpine Run 2021 powered by Volkswagen R. In 7 Tagen ging es insgesamt 235 Kilometer und rund 13.400 Höhenmeter über die Alpen. Der Startschuss für den spektakulären Wettkampf – der als einer der härtesten Etappenläufe der Welt gilt – fiel in Hirschegg im Kleinwalsertal. Quasi direkt vor der Haustüre des Outdooractive Headquarters. Und wir dürfen mehr als stolz verkünden, dass wir im Outdooractive Team eine Gewinnerin des Transalpine Runs haben! Unsere Sonja konnte sich mit ihrer Partnerin Stephanie Gil in einer Zeit von 37:49:24 den Sieg in der Gesamtwertung Master Women sichern.
Hier findet ihr alle Etappen des Transalpine Run 2021 im Überblick.
Liebe Sonja, du bist nun bereits zum 2. Mal beim Transalpine Run dabei. Was ist das Besondere – oder sogar Einzigartige an diesem Lauf über eine Woche?
Sonja: Das Einzigartige ist, dass der Lauf einer der wenigen ist, der eine ganze Woche geht, das heißt 7 Tage. Und dann natürlich die Location – über die Alpen, das ist schon wirklich besonders. Da man so viele Tage zusammen läuft, lernt man wahnsinnig viele Menschen kennen, das ist wie eine große Familie. Man kennt jeden, geht abends immer zusammen essen, trifft sich morgens am Start, jeder fragt „wie geht‘s dir heute“. Das gibt es woanders so nicht.
Mit deiner Partnerin Stephanie Gil konntest du den Transalpine Run dieses Jahr bei den Master Women gewinnen. Erzähl uns von deinen eigenen Erfahrungen, wie hast du den Wettkampf empfunden?
Sonja: Durchgängig als schön (grinst). Wir hatten eine Woche lang Traumwetter, nur Sonnenschein. Das war der erste jemals stattgefundene Transalpine Run ohne Regen – Wahnsinn! Das war natürlich – neben der wunderschönen, sich täglich ändernden Landschaft und Vegetation – ein Highlight.
Gab es besondere Momente oder wegweisende Abschnitte auf der Strecke?
Sonja: Am letzten Tag hat mein Magen nicht mehr ganz so mitgemacht. Man ernährt sich eigentlich die ganze Woche von Powerriegeln und Geltuben. Und irgendwann rebelliert dann der Magen. Deshalb hatte ich am letzten Tag schon ziemlich mit Übelkeit zu kämpfen.
Hat euch auf der Strecke irgendwas besonders in die Karten gespielt?
Sonja: Wir hatten dieses Jahr das Glück, dass die Etappen ziemlich anspruchsvoll waren. Es gab wirklich steile Stellen, Kletterpassagen, hochalpine Plateaus mit groben Felsen und Schotterabstiegen. Uns ist das, weil wir sowas lieben, zugute gekommen. Für viele andere, die nicht so hochalpin unterwegs sind, ist das natürlich eine Herausforderung. Da wir die Berge direkt vor der Haustüre haben, kann man sagen, wir hatten einen kleinen Heimvorteil (grinst).
„Es gibt tatsächlich diesen Raum, in dem man einfach nichts denkt.“
Ihr wart insgesamt 37 Stunden 49 Minuten unterwegs. Welche Gedanken hattest du in dieser langen, extrem anstrengenden Zeit?
Sonja: Das Verrückte: Nach dem Lauf überlegt man wirklich, was man eigentlich in den letzten Stunden gedacht hat und man stellt fest: eigentlich gar nichts (lacht). Es ist völlig verrückt, aber es hat etwas Meditatives. Es gibt tatsächlich diesen Raum, in dem man einfach nichts denkt. Der Körper hat einen gewissen Automatismus, der sich einstellt, man ist hochkonzentriert, dass man nicht stolpert, da ein Sturz bzw. eine Verletzung ja ggf. dazu führen könnte, dass man aussteigen muss.
Wie motivierst du dich bei so einem langen Lauf?
Sonja: Ich muss mich nicht motivieren. Wir sagen uns jeden Morgen: „Wir stehen jetzt auf und machen eine schöne Bergtour“. Man darf nie an die ganzen 7 Tage denken. Jeder Tag ist neu. Am Vortag bekommt man immer ein Briefing, wie die Strecke aussieht und dann weiß man „okay wir haben 3-4 Anstiege, es gibt Verpflegungsstation 1, 2 und 3 (manchmal auch 4)“ und dann arbeiten wir uns Stück für Stück vor.
Gab es keinen Moment, in dem du dir gedacht hast „jetzt geht es nicht mehr“ oder „ich mag nicht mehr“?
Sonja: Nein. Überhaupt nicht. Aufgeben gibt‘s eh nicht, das ist ein Grundprinzip. Außer verletzungsbedingt oder man wird krank. Aber irgendwas abbrechen – auf keinen Fall (lacht). Vor allem nach der Erfahrung vor 2 Jahren war mir klar „egal wie, hauptsache ankommen“. Dass es dann so gut läuft und wir jede Etappe und am Ende den Gesamtsieg gewinnen, ist natürlich der Wahnsinn.
„Man darf nie an die ganzen 7 Tage denken. Jeder Tag ist neu.“
Was ist beim Start vor 2 Jahren passiert?
Sonja: Da mussten wir leider am 6. Tag aussteigen, weil ich verletzt war. Durch die starke Belastung habe ich eine beidseitige Schienbeinentzündung bekommen und konnte keinen Schritt mehr gehen. Wir haben damals auch geführt und saßen dann an Tag 6 auf dem Berg, der ganze Körper hat zugemacht. Das war wirklich übel, vor allem da es ein Teamwettbewerb ist, da kommt dann natürlich ein zusätzliches schlechtes Gewissen dazu.
Wer ist deine Teampartnerin Stephanie und was verbindet euch?
Sonja: Wir haben uns vor 11 Jahren bei einem Lauftreff kennengelernt und vom ersten Tag an gut verstanden. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Nun laufen wir seit 11 Jahren zusammen, wir waren zusammen auf dem Kilimanjaro, in Russland auf dem Elbrus und haben beide die gleichen Leidenschaften: das Laufen und Berge. Bei so einem Wettkampf wie dem Transalpine Run ist es sehr wichtig, dass man die andere Person sehr gut kennt. Da reichen ganz kurze Ansagen. Stephanie ist stärker bergauf und läuft da voraus, oben wechseln wir dann und ich laufe bergab vorne. Es ist alles sehr eingespielt und man versteht sich eigentlich blind.
Wie hast du dich auf den Wettkampf vorbereitet?
Sonja: Einmal in der Woche bin ich beim Lauftreff, dann versuche ich nach Feierabend mal noch kleine Touren zu machen und dann jedes Wochenende: Berge, Berge, Berge. Oft am Freitagmittag direkt vom Outdooractive Büro aus. Auf der Website vom TAR findet man auch Trainingspläne, an denen orientiere ich mich ein kleines bisschen.
Wie schaffst du es, deinen Vollzeit-Job bei Outdooractive mit Training, Wettkampf und Privatleben unter einen Hut zu bringen?
Sonja: Das war am Schluss zäh (lacht). Durch das viele Laufen musste das Privatleben etwas zurückstecken. Der Vorteil ist, dass wir bei Outdooractive flexible Arbeitszeiten haben und dass wir direkt vom Büro aus die Berge hochlaufen können, was ich auch des Öfteren gemacht habe.
„Da sind auch ein paar Tränen geflossen.“
Was bleibt dir rückblickend vom Transalpine Run 2021 am meisten in Erinnerung?
Sonja: Zu zweit als Sieger in den Zielbereich einzulaufen, das war natürlich ein absolutes Highlight und sehr sehr emotional. Da sind auch ein paar Tränen geflossen und es hat eine Weile gebraucht, bis ich das wirklich realisiert hatte.
Liebe Sonja, vielen Dank für deine offenen Worte! Wir sind stolz, dich im Team zu haben und wünschen dir alles alles Gute für deine weitere sportliche Zukunft! Aber jetzt erstmal Beine hochlegen 🙂
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