Lauf-Wahnsinn am Nebelhorn
1405 Höhenmeter auf 10,5 km: Unser Daniel aus der Redaktion hat sich der Herausforderung „Nebelhornberglauf “ gestellt. Erfahrt hier, wie es bei ihm lief!
Und dann geht es hoch, nur noch hoch
So stehen wir also am Sonntagmorgen an der Startlinie am Marktplatz in Oberstdorf. Es ist kurz vor 9.15 Uhr. Patrick und ich klatschen uns ab und haben ein erwartungsfrohes Grinsen im Gesicht. Es kann losgehen! Der Sprecher zählt die verbleibenden Sekunden herunter und dann stürmt die Meute los. Zunächst geht es rund 1 km flach durch die malerische Innenstadt, Zuschauer stehen an der Strecke oder schauen von ihren Balkonen herunter und feuern uns lautstark an. Wir queren die Iller, lassen die letzten Häuser Oberstdorfs hinter uns und erreichen die Erdinger Arena, Schauplatz der Skispringer. Und dann geht es schließlich hoch, und nur noch hoch. Ich lege die ersten Meter zurück und höre in mich hinein. Es fühlt sich gut an. Mit kleinen Schritten bewege ich mich auf der serpentinenartigen Straße nach oben. Die Sonne versteckt sich irgendwo über dem Blätterdach und verschont uns zunächst. Die Straße geht in einen Schotterweg über und kurz darauf erreiche ich an der Station Seealpe auf 1280 m die erste Getränkestation. 465 Höhenmeter und 4,5 km sind zu diesem Zeitpunkt geschafft. Nun führt die Strecke etwas flacher weiter. Angenehm nach dem anfänglich doch recht steilen Abschnitt. Dafür brennt die Sonne jetzt unbarmherzig herunter.
Wo ist die Eistonne?
Ich rufe mir immer wieder die Streckenbeschreibung des Veranstalters ins Gedächtnis: „Von der Seealpe geht es dann flach dahin. Danach kommt es knüppeldick…“. Aus einigen Metern Entfernung kann ich dann schon erahnen, was damit gemeint sein könnte und wenige Augenblicke später spüre ich schließlich was „knüppeldick“ bedeutet. Der sogenannte Latschenhang führt extrem steil bergauf. Maximal sind es laut Veranstalter bis zu 80 Prozent Steigung. Schon bald ist an ein Joggen nicht mehr zu denken. Dann eben flott gehen, so wie es alle Läufer vor und hinter mir machen. Ob die schnellsten Läufer dort noch hochjoggen? frage ich mich unterdessen und quäle mich eine weitere Rampe nach oben. Dann erreiche ich die nächste Getränkestation. 880 Höhenmeter sind an dieser Stelle geschafft. Ein kurzes Durchschnaufen und Durstlöschen. Dann geht der Wahnsinn weiter. Plötzlich wird es mir etwas flau im Magen. Die Anstrengung bei der Hitze, es ist irgendwie auch nicht allzu verwunderlich. Jetzt in eine Eistonne! denke ich und muss innerlich grinsen, als ich an das Interview des Herrn Mertesacker bei der Fußball-WM denke. Vielleicht habe ich aber auch schon einen Sonnenstich?!
Das Ziel so nah
Gottseidank verflüchtigt sich das Unwohlsein wenig später wieder. Ich stütze mich auf den Oberschenkeln ab und bewege meinen Körper weiter voran. So erreiche ich die Station Höfatsblick auf 1932 m und der Nebelhorngipfel scheint nun so nah zu sein. Doch noch immer liegen knapp 300 Höhenmeter zwischen mir und dem Ziel. Der Untergrund geht in einen Geröllweg über und es gibt einzelne kurze Passagen, die ich joggen kann. Dann, knapp unter dem Gipfel, wird es noch einmal richtig steil und ich benötige beinahe alle Viere, um voranzukommen. Es kostet immens viel Kraft. Nun sind es nur noch wenige Meter bis ins Ziel und ich kann die Anfeuerungsrufe der Zuschauer hören. Ich laufe über einen schmalen Pfad und sehe schließlich das Zielbanner. Es sind noch ca. 10 Meter bis ins Ziel, und es geht bergab – das erste Mal bei diesem verrückten Lauf!
Entspannen und Genießen
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