Auf den Spuren Martin Luthers durch Thüringen
Herzlich willkommen auf dem Lutherweg!
Outdooractive ist diese Woche in einer ganz besonderen Mission unterwegs. 2017 feiert Deutschland den 500. Jahrestag der Reformation – Grund genug, um die Wirkungsstätten Martin Luthers einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf den Spuren einer einzigartigen Persönlichkeit werden wir in den nächsten Tagen Thüringen entdecken – und euch live Bericht erstatten. Viel Spaß dabei!
Tag 1: Von Tambach-Dietharz nach Gotha
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Los geht es für uns heute in Tambach-Dietharz, einer Kleinstadt im Norden des Thüringer Waldes. Wir starten also nicht – wie man vermuten könnte – mit der ersten, sondern mit der sechsten Etappe des Lutherwegs. Am Lutherbrunnen im Tammichgrund soll der Reformator im Jahre 1537 auf seinem Weg von Schmalkalden nach Wittenberg gerastet haben.
Für uns bietet der Lutherbrunnen vor allem eines: willkommene Erfrischung vor der rund 45 km langen Etappe über Friedrichroda und Waltershausen bis nach Gotha.
Nach wenigen hundert Metern Weges erreichen wir die Lutherkirche von Tambach-Dietharz. Von Ende August bis Anfang September wird in diesen Räumlichkeiten die Ausstellung „Künstler sehen Luther – 500 Jahre Reformation“ gezeigt. Der Lutherstein im Stadtzentrum erinnert bis heute an die Herberge, in der Luther auf ebendieser Reise übernachtete.
Wir verlassen Tambach-Dietharz nun auf einem Wanderweg, der uns im Tal des kleinen Flusses Apfelstädt nach Norden bringt. Unsere nächste Station ist die Klosterruine Georgenthal, die zu den wichtigsten romanischen Bauwerken in Thüringen zählt.
Über einen Höhenzug erreichen wir den Candelaber von Altenbergen. Seit 1811 thront das Denkmal auf einer aussichtsreichen Waldlichtung und symbolisiert das Erstrahlen des christlichen Glaubens über Thüringen und die Einigkeit der lutherischen, reformierten und katholischen Kirche.
Um die Mittagszeit erreichen wir Friedrichroda, wo wir eine Rast im Kurpark einlegen. Im sogenannten „Trinkpavillion“ sprudelt ein Brunnen mit Friedrichrodaer Heilwasser, das wir natürlich probieren – vielleicht hilft es ja sogar gegen müde Beine, denn genaugenommen haben wir noch nicht mal die Hälfte der Etappe geschafft.
Wo wir heute auf das Schloss Reinhardsbrunn blicken, stand zu Luthers Zeiten ein Kloster. Im Zuge der Reformation wurde es allerdings gestürmt, stark beschädigt und schließlich aufgelöst. Heute kann das Schloss nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden – für unser Vorhaben durften wir jedoch exklusiv einen Blick wagen!
Es folgt der für uns schönste Abschnitt der Tour. Auf immer schmaler werdenden Pfaden geht es mitten hinein in den Thüringer Wald. Die Orientierung fällt zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht, denn wo sich so viele Wege kreuzen, gibt es noch mehr Möglichkeiten. Nach ein paar extra-Metern im Wald gelangen wir zum Schloss Tennenberg und hinab nach Waltershausen.
Die Mittelgebirgslandschaft, die bisher unser treuer Begleiter war, wird hinter Waltershausen durch landwirtschaftliche Nutzflächen abgelöst. Wir wandern zwischen Mais- und Getreidefeldern und können den Wegweisern bald eine frohe Botschaft entnehmen: Nur noch wenige Kilometer trennen uns vom Etappenziel Gotha.
Bevor wir unsere morgige Wanderung starten, wird natürlich erstmal die Stadt besichtigt. Dann führt uns unser Weg nach Arnstadt. Wir freuen uns, wenn ihr auch morgen wieder dabei seid!
Tag 2: Von Gotha nach Arnstadt
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Guten Morgen Gotha! Wetterbedingt können wir unseren zweiten Wandertag leider nicht pünktlich starten. Aber wir lassen die Zeit natürlich nicht ungenutzt verstreichen, sondern machen uns trotz Nieselregen ins Stadtzentrum auf.
Das Schloss Friedenstein, das man dort bewundern kann, ist rund 375 Jahre alt. Errichtet von Herzog Ernst I. diente es dem Hause Sachsen-Gotha als Residenz.
Gegen Mittag zeigen sich dann endlich die ersten Sonnenstrahlen. Nichts wie rein in die Wanderschuhe, Kameras bereit und los geht’s auf die siebte Etappe des Lutherwegs!
Zunächst führt unser Weg durch schöne Wälder südwestlich von Gotha. Nach den unwetterartigen Regenfällen der vergangenen Woche ist das Vorwärtskommen oft nicht ganz einfach. Aber wir merken bald, dass es immer wärmer wird und dann bricht endlich die Sonne durch die Wolken.
Auf dem Weg zu unserem heutigen Etappenziel Arnstadt liegen drei Burgen, die sogenannten “Drei Gleichen“. Obwohl die drei Festungsanlagen nachweislich weder den selben Besitzer hatten, noch zur selben Zeit erbaut wurden, werden sie meist gemeinsam genannt. Das mag zum einen an der geographischen Nähe liegen, zum anderen an der historischen Überlieferung, nach der alle Burgen im 13. Jahrhundert vom Blitz getroffen wurden und daraufhin wie drei Fackeln in der Dunkelheit brannten.
Zuerst erreichen wir die Burg Gleichen. Obwohl es einen kleinen Umweg bedeutet, nehmen wir die zusätzlichen Höhenmeter in Kauf. Zum Glück, denn die Sicht von hier oben ist gigantisch und reicht bis weit über die Wipfel des Thüringer Waldes. Nur wenige hundert Meter weiter folgt die Ruine Mühlburg, von der man einen schönen Blick zurück zur Burg Gleichen hat, dann die Veste Wachsenburg – auch dort legen wir natürlich einen Fotostopp ein.
Weiter geht es dann über einen romantischen, stellenweise fast zugewachsenen Pfad, der aber zwischendrin immer wieder schöne Ausblicke auf eine der drei Burgen bereithält.
So langsam neigt sich der Tag dem Ende zu, und wir sind froh, dass unser Ziel nicht mehr weit ist. Über eine wunderschöne, von Apfelbäumen gesäumte Allee erreichen wir Arnstadt und freuen uns schon richtig auf original Thüringer Hausmannskost, die auf einem solchen Ausflug natürlich nicht fehlen darf!
Morgen steht dann die letzte unserer drei Etappen an. Nach der Besichtigung von Arnstadt geht es auf den rund 33 km langen Fußmarsch nach Paulinzella. Klingt nach viel? Kein Problem – wir sind ja jetzt schließlich „eingelaufen“.
Tag 3: Von Arnstadt nach Paulinzella
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Unser letzter Tag auf dem Lutherweg hat begonnen. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir gestärkt und fit genug für die 33 Kilometer der neunten Etappe. Ganz unter uns: Ja, wir haben Muskelkater. Aber aufgegeben wird deswegen noch lange nicht.
In Arnstadt, wo wir heute Nacht geruht haben, gibt es viel zu viel zu entdecken, als dass wir gleich auf den Wanderweg durchstarten könnten. Unseren ersten Stopp legen wir am Bachhaus ein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wohnte Johann Sebastian Bach bei seinen Aufenthalten in Arnstadt in genau diesem Gebäude. Wenige hundert Meter weiter besichtigen wir außerdem die Bachkirche, wo der berühmte Komponist vier Jahre als Organist tätig war.
Anschließend bewundern wir die Schlossruine Neideck. Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet, konnte das Schloss leider keine 200 Jahre bestehen – denn 1716 verlor Arnstadt den Status der Residenzstadt. Das Bauwerk wurde mehr und mehr abgetragen, die bis ins 20. Jahrhundert verbleibenden Teile schließlich im Zweiten Weltkrieg zerstört. Daher zeigt das Foto auch nur ein Modell der einstigen Anlage.
Unser erster Wegabschnitt führt uns nach Dornheim. In der Bartholomäus-Kirche im Ortszentrum heiratete Johann Sebastian Bach seine erste Frau Barbara. Hinter Dornheim passieren wir mehrere kleine Dörfer mit hübschen Fachwerkhäusern und schiefergedeckten Kapellen.
Dann folgt mit Sicherheit der anstrengendste Teil der Tour: Im Aufstieg zum Singer Berg kommen wir mit unserem Gepäck ganz schön ins Schwitzen. Die schönen Aussichten, die wir uns ausgemalt haben, werden leider großteils von der mittlerweile sehr üppigen Vegetation versperrt. Dennoch verläuft über den Singer Berg eines der wegtechnisch schönsten Wanderstücke des bisherigen Tages: schmale Waldpfade, riesige Felsbrocken und richtig viel Ruhe, um die Natur in vollen Zügen zu genießen.
Vom Singer Berg steigen wir hinunter nach Singen und wandern auf einem gut befestigten Weg weiter. Direkt am Fuße des Thüringer Waldes liegt die kleine Ortschaft Paulinzella. Etwas unterhalb der Hauptstraße haben wir unser finales Ziel erreicht: die Ruine eines Benediktinerklosters. Wobei „Ruine“ bei weitem nicht das verspricht, was wir in Paulinzella zu sehen bekommen. Es freut uns, dass wir zum Ende unserer dreitägigen Wanderung noch so ein Highlight genießen dürfen. Mindestens genauso freuen wir uns aber über die Bänke, die inmitten der imposanten Ruine aufgestellt wurden. Endlich können die Beine etwas entspannen!
So findet unser Abenteuer auf dem Lutherweg ein Ende. Hinter uns liegen drei Etappen, rund 115 km Fußmarsch und eine endlose Zahl an schönen Eindrücken, Ausblicken, Momenten und Erinnerungen. Hoffentlich hat es euch genauso viel Spaß gemacht, wie uns. Und wenn ihr Lust auf mehr bekommen habt, schaut einfach mal selbst in Thüringen vorbei!
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