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So weit die Füße tragen – der Allgäu Panorama Ultramarathon 2013

Allgäu Panorama Marathon 2013Der Allgäu Panorama Marathon ist eine der größten Laufveranstaltungen im Allgäu und zog dieses Jahr mehr als  1000 Starter in den Süden Deutschlands, die sich auf der Halbmarathon-, Marathon- und Ultradistanz messen wollten. Darunter auch unser Redaktionsmitglied Jörn, der sich die längste Strecke mit insgesamt 70 Kilometern und knapp 3000 Höhenmetern ausgesucht hat – und das freiwillig. Wie es ihm dabei erging, erfahrt Ihr hier:

Es ist vier Uhr in der Früh am Sonntag, den 18.08.2013, einem Tag, dem ich schon das ganze Jahr entgegen fiebere. Ich habe wenig geschlafen. Zu groß ist die Aufregung. Warum? Naja, in etwa zwei Stunden starten ich und noch etwa 300 weitere Laufbegeisterte zu einem 70 km langen Gebirgslauf, der einmal rund um das Oberallgäu und bis ins Kleinwalsertal führt.

Um Punkt sechs Uhr fällt der Startschuss und die Menge setzt sich in Bewegung. Das Essen vom Vorabend liegt mir noch schwer im Magen und ich fühle mich, als hätte ich einen riesigen Stein im Bauch. Beim Laufen ist das nicht gerade von Vorteil und so schleppe ich mich auf den ersten Kilometern mehr schlecht als recht über die Hörnerkette. Allgäu Panorama Ultramarathon 2013

Zwischen Kilometer 30 und 40 ist das Rennen äußerst zäh. Die Temperaturen kratzen an der 30-Grad-Marke und kein Lüftchen weht. Von oben drückt die Sonne. Ich fühle mich wie ein Brathendl im Ofen. An jeder Verpflegungsstation landet mehr Wasser auf meinem Körper als in meinem Magen. Nach etwa 50 Kilometern erreiche ich die Erdinger-Arena in Oberstdorf. Wenn ich hier aussteige, bekomme ich immerhin eine Medaille, sozusagen der Trostpreis. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich hätte nicht ernsthaft darüber nachgedacht.

Aber jetzt muss ich ja „nur“ noch einen Halbmarathon laufen. Die 1000 Höhenmeter, die noch zu bewältigen sind und sich auf die nächsten zehn Kilometer verteilen, klammere ich gekonnt aus. Eine ganze Zeit lang steigt der Weg nur relativ gemächlich an und spätestens an der Gaisalpe frage ich mich, wann die ganzen Höhenmeter denn noch kommen mögen. Der Weg schlängelt sich weiter entlang bewaldeter Hänge, bis sich schließlich der Sonnenkopf vor mir auftürmt. Schon von weitem kann ich meine Mitläufer erkennen, die sich über steile Serpentinen nach oben kämpfen und auch mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Stöcke in die Hand zu nehmen und die Zähne zusammen zu beißen. Gipfelkreuz am Sonnenkopf

Nach einem gefühlt endlosen Anstieg erreiche ich endlich das Gipfelkreuz. Hier gibt es zum letzten Mal Vollverpflegung und darüber hinaus einen herrlichen Ausblick zu genießen. Meine Beine sind weich wie Brei und ich beschließe, mich kurz auszuruhen, bevor ich mich die letzten zehn Kilometer den Berg herunterrollen lasse. Wie ich so dasitze und in die Ferne blicke, komme ich ins Grübeln. Wie war das noch Anfang des Jahres mit meinen Saisonzielen? Die zehn Kilometer unter 40 Minuten laufen. Schon irgendwie lustig, wie eine neue Perspektive das ganze Leben verändern kann. Inzwischen ist Trailrunning für mich weit mehr als nur Sport. Das Jubeln der Helfer reißt mich aus meiner Versenkung und ich raffe mich auf, um die Kür hinter mich zu bringen.

Wer allerdings denkt, dass ein Downhill in diesem Zustand noch Spaß macht, hat weit gefehlt. Die Muskeln sind inzwischen so ermüdet, dass selbst bergab laufen sehr anstrengend ist. Irgendwie schaffe ich es, in einen Laufrhythmus zu kommen, der meinen Beinen halbwegs zusagt und so steige ich langsam vom Sonnenkopf ab, Sonthofen – und damit das Ziel – immer im Blick.

Überstanden - Allgäu Panorama Marathon 2013Als mir der Streckenposten bei der letzten Verpflegungsstelle sagt, es seien noch zwei Kilometer, ist die Kraft wieder da. Die Aussicht auf das nahe Ende lässt mich meine letzten Reserven mobilisieren. Und dann ist es vorbei. Nach etwas weniger als elfeinhalb Stunden, 70 Kilometern und 3000 Höhenmetern hat die Tortur ein Ende. Im Nachhinein betrachtet war der APM wahrscheinlich eine der bestorganisiertesten Sportveranstaltungen, die ich bisher besucht habe. Umfassende Verpflegung, äußerst zuvorkommende Helfer und ein Veranstalter, der jeden Athleten im Ziel persönlich begrüßt! Für alle mehr oder weniger Sportverrückten ist der Allgäu Panorama Marathon absolut zu empfehlen.

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